Uschpisin und Uschpisot
Es gibt den Brauch, jeden Tag Uschpizin – symbolische Gäste – zu uns in die Sukka einzuladen. Diese Ehrengäste sind Abraham, Isaak, Jakob, Josef, Mose, Aaron und David. Jeden Tag wird einer von ihnen eingeladen. Dieser Brauch wurde durch durch die Kabbalisten in Safet volkstümlich, die eine kurze Formel schufen, die dabei rezitiert wird. Für die Kabbalisten stand jeder der Gäste für eine der kabbalistischen S’firot, den Sphären, die das Universum ausmachen. Wenn wir sie einladen, legen wir jedem Tag eine andere mystische Bedeutung bei. In neuer Zeit haben Menschen auch die Erzmütter und andere wichtige Frauen der Bibel als Uschpizot in die Sukka eingeladen. Eine solche Liste enthält Sara, Rahel, Rebekka, Lea, Mirjam, Abigail und Esther.
Es gibt eine weitere Verbindung zwischen den Uschpizin und Sukkot. Alle Uschpizin waren Wanderer oder lebten im Exil. Abraham verließ seine Heimat, um nach Israel zu gehen; alle drei Erzväter wanderten in das Land Kanaan und mussten mit seinen Herrschenden aus einer unvorteilhaften Stellung heraus umgehen. Jakob floh zu Laban. Josef wurde aus seiner Familie ausgestoßen. Mose floh aus Ägypten nach Midian, und später führte er zusammen mit Aaron das Volk vierzig Jahre lang auf der Wanderschaft durch die Wüste. Und David floh vor Saul. Das Thema der Wanderschaft und der Heimatlosigkeit, das von der provisorischen Laubhütte veranschaulicht wird, spiegelt sich auch im Leben der Uschpizin wider.
(Michael Strassfeld)
Jeder, der am Fest isst und trinkt, ist verpflichtet, den Fremden, den Waisen und den Witwen zusammen mit den Armen zu essen zu geben. Wenn aber die Türe verschlossen ist und die Familie miteinander isst, ohne den Armen und Bedrückten zu versorgen, dann ist das nicht die „Freude, ein Gebot zu erfüllen“, sondern die „Freude des Magens“. … Freude dieser Art ist eine Schande.
(Maimonides, Mischneh Thora, Jom Tow 6,20)
Wenn ein Fremder ins Schtetl kam, suchte er Gastfreundschaft in der Schul mit den Worten „’z‘chei vee‘ – verschaffe dir selbst den Verdienst, die Mizwa der Gastfreundschaft zu erfüllen.
(Samuel Sperber)