SchumZoom
„Schum – Zoom ?“

„Schum – Zoom ?“

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שו“ם זו“ם

Der Name unserer Chavurah steht für Bildung und Innovation und drückt Tradition und Zukunft für das deutschsprachige Judentum aus.

„Schum“ שו“ם

„SCHUM“ bedeutet „Knoblauch“, aber es es ist auch die Abkürzung der drei hebräischen mittelalterlichen Ortsbezeichnungen Schpira שפירא (Speyer), Wermajza וורמייזא (Worms), and Magentza מגנצא (Mainz), drei Orte am Rhein, wohin Jüdinnen und Juden mit den Römern gekommen waren. Ihre Gemeinden nannte man Kehillot Schum קהילות שו“ם. Aufgrund von Pogromen während der Kreuzzüge und vor und nach der Pestepidemie siedelten sich Jüdinnen und Juden auch in den umliegenden Dörfern an, so dass Schum nicht nur drei Orte, sondern auch eine Gegend im Gebiet des heutigen Deutschland bezeichnen kann.

Als Takkanot Schum bezeichnet man die Entscheidungen mittelalterlicher Rabbiner aus dem Rheinland, zum Beispiel das Verbot, jemanden als „Mamzer“ zu bezeichnen – also jemanden an den Rand der Gemeinschaft zu drängen. Inklusivität ist ein Wert, der uns in unserer Chavurah wichtig ist.

Das Zentrum der Gelehrsamkeit bildete Mainz, wo mit Rabbenu Gerschom ben Juda (960-1040), der sog. „Leuchte des Exils“ (Me’or haGolah) das führende Zentrum des europäischen Judentums entstand. Rabbi Schlomo ben Jitzchaq aus Nordfrankreich – „Raschi“ – kam hierher zum Studium, verbreitete durch seine Lehrtätigkeit in der Messestadt Troyes in Nordfrankreich das in „Schum“ gelernte Wissen in alle Welt und wurde zum wichtigsten Talmud- und Bibelkommentator bis heute. Der Legende zufolge wurde der Pijjut Unetanne Tokef von Rabbi Amon von Mainz (11. Jh.) verfasst. Wissen, Bildung, Musik und Gebet sind Werte, die uns in unserer Chavurah wichtig sind.

Schum steht aber nicht nur Bildung und Wissen, sondern auch für zahlreiche Neuerungen im Judentum. Rabbenu Gerschom führte im Jahr 1000 die Monogamie im Judentum ein. Der Sohn von Jaakow ben Mosche Levi Moelin – „Maharil“ – (1365-1427) von Mainz war der erste Teenager, der „Bar Mitzva“ genannt wurde. 1845 stellte die Gemeinde in Alzey bei Worms für die Rabbinerkonferenz in Frankfurt den Antrag, Frauen und Männer mögen im Judentum in allen Rechten und Pflichten als gleichberechtigt gelten – ein Antrag, der jedoch damals als weniger wichtig vertagt wurde. Gemeinden in Wiesbaden und Frankfurt mit Gelehrten wie Abraham Geiger, Leopold Stein, Heinrich (Henrique) Lemle, Georg Salzberger u.a. bildeten die Wiege für liturgische Entwicklungen des deutsch-liberalen Judentums und ihr Erbe prägt das Judentum in vielen Ländern der Welt bis heute. Erneuerungen und vor allem die Gleichberechtigung von Männern und Frauen sind Werte, die uns in unserer Chavurah wichtig sind.

Die Namen der Dörfer und Städte der Gegend von Schum sind in jüdischen Nachnamen in aller Welt bis heute präsent, wie Oppenheim(er), Mannheim(er), Bodenheim(er), Frankfurt(er), Worms(er), und viele mehr. Mit dem Begriff „Schum“ können sich viele Menschen an vielen Orten in Beziehung setzten. Dass wir Einzelne an vielen Orten zu einer Gemeinschaft verbinden ist ein Wert, der uns in unserer Chavurah wichtig ist.

„Zoom“ ז“ום

„ZOOM“ steht für die Innovationen des 21. Jh. und wurde sogar zum Deonym für jede Art von virtueller Begegnung. Es war lange in Schulen und Universitäten bekannt als Plattform für digitales Lernen und wurde seit März 2020 zu einem der führenden Medien für jüdische Gottesdienste und Lernveranstaltungen, weil es die für einen Minjan notwendige zweiseitige Kommunikation problemlos gewährleistete. Es führte sogar zu sprachlichen Neuschöpfungen wie „Zoomnagoga“. Auch unsere Gottesdienste und Veranstaltungen finden via ZOOM statt. Wir suchen während der Corona-Pandemie nach Möglichkeiten, wie wir unser Gesundheitssystem schützen können, aber dennoch als jüdische Gemeinschaft leben können.

Wir planen, auch nach der Corona-Pandemie diese „Tradition“ fortzusetzen und sie mit Schabbaton-Präsenzbegegnungen und Hybrid-Events zu ergänzen. Auf diese Weise ermöglichen wir Jüdinnen und Juden, die vereinzelt an Orten ohne Gemeinden ihrer Denominationen leben, um nicht nur während Corona sondern auch in Zukunft eine jüdische Gemeinschaft zu gestalten.

Ein Ganzes aus vielen Teilen: „Chavurah“ חבורה

„Chavurah“ bedeutet Partnerschaft, Genossenschaft, Freundschaft. Der Begriff bezeichnete ursprünglich Lernpartnerschaften von zwei Schülern oder Gelehrten, wurde aber seit den 1960er Jahren auch üblich, um eine kleine Gruppe gleichgesinnter Jüdinnen und Juden zu bezeichnen, die sich versammeln, um miteinander Schabbat- und Festtagsgottesdienste zu feiern und gemeinsame Erfahrungen wie Wochentagsminjanim, Life Cycle Events oder jüdisches Lernen selbstverantwortet zu gestalten.

Chavurot bieten heutzutage autonome Alternativen zu etablierten jüdischen Institutionen. Die meisten Chavurot legen Wert auf Egalität im weiteren Sinne von Gleichberechtigung von Männern und Frauen, Inklusion von LGTBQ+ sowie auf eine Beteiligung aller, nicht hierarchisch. Wissen ist das, was zählt, nicht hierarische Positionen. Chavurot bildeten sich zuerst in den 60er Jahren in den USA. Heutzutage sind sie ein weltweiter, stärker werdender Trend innerhalb der jüdischen Gemeinschaft in vielen Ländern. SchumZoom ist die erste Chavurah in Deutschland, die sich während der Corona Pandemie 2020 bewusst als Virtuelle Chavurah gebildet hat und sich überwiegend mit moderner Technologie organisiert.