Texte für den 1. Tag Chanukka
Anleitung zum Entzünden der Chanukka-Lichter am 18.12. nach Einbruch der Dunkelheit hier.
הָעָם הַהֹלְכִים בַּחֹשֶׁךְ רָאוּ אוֹר גָּדוֹל׃
Das Volk, das im Finstern gewandelt, hat ein großes Licht geschaut. (Jes 9,1)
In Paraschat Jitro heisst es: וַיְדַבֵּר אֱלֹהִים אֵת כָּל הַדְּבָרִים הָאֵלֶּה „Ich sagte ihm das meiste meiner Worte“ (Ex 20,1). – Diese Aussage spielt auf die mündliche Tora (tora sche be-al pe) an, die schwer zu erlernen ist und mit deren Studium erhebliche Anstrengungen verbunden sind. Sie ist vergleichbar mit der Dunkelheit, wie es heißt: Die Menschen, die in der Dunkelheit wandeln, haben ein großes Licht gesehen (Jes. 9,1) – Die Menschen, auf die in diesem Vers Bezug genommen wird, sind die Rabbinen des Talmud, die ein großes Licht erblickten, als der Heilige, gepriesen sei Er, sie darüber aufklärte, was verboten ist und was erlaubt, was rein ist und was unrein. Über sie heißt es: ‚Die ihn lieben, werden sein wie die Sonne, wenn sie in ihrer Macht aufgeht‘ (Ri 5,31).
Tanchuma Noach 3
Lesung mit Sprecherwechsel zu Chanukka
Am 25. Tag des Monats Kislev gingen die Soldaten von König Antiochus in den Tempel. Dort. Auf Gottes Altar stellen sie ein Götzenbild auf und räuchern dem Götzenbild zu Ehren.
Dann sagten sie: „Das Volk von Judäa muss die Thora aufgeben; sie müssen den Schabbat und alle Gebote brechen.“
Aber viele weigerten sich; die Frauen blieben standhaft und ermutigten die Männer: ihre Brüder und Söhne; da entschieden sie sich, lieber zu sterben, als die heilige Tora aufzugeben.
Eines Tages kamen die Truppen des Königs in die Stadt Modin. Dort fanden sie Mattathias. Sie sagten: „Du bist hier eine große und geehrte Führungspersönlichkeit, mit vielen Mitgliedern deiner Familie, die dir helfen wird. Wenn du als Erster tust, was der König befiehlt, wird er dich begünstigen und reich belohnen.“
Doch Mattathias antwortete mit lauter Stimme: „Selbst wenn die ganze Welt dem König gehorcht, werden wir unserer Religion treu bleiben!“
„Frauen, Kinder, Männer: wir werden unserer Religion treu bleiben; wer werden dem König nicht gehorchen; wir werden uns nicht einen Millimeter hin zum Götzendienst bewegen.“
Und Mattathias rief: „Kommt mit mir, jeder, alle, die ihre Tora und ihren Gott lieben!“ Da flohen sie in die Berge, Mattathias, seine Söhne und alle, die ihnen folgten. Der Kampf um die Freiheit begann.
Viele, die zurückblieben, kämpften auf ihre Weise. Die Frauen Israels blieben standhaft für ihr Volk und ihren Gott.
Als Mattathias nach einiger Zeit sah, dass sein Tod nahe war, sagte er zu seinen Söhnen: „Seid der Tora treu und seid bereit, euer Leben für unseren Gott und euer Volk zu geben. Habt Mut und haltet an eurem Glauben fest und ihr werdet Ehre erlangen.“ Da übernahm Judas, genannt der Makkabäer, anstelle seines Vaters das Kommando. Mit seinen Brüdern und Helfern führte er den Kampf für ganz Israel.
Sie kämpften wie Löwen; ihre Feinde flohen vor ihnen. Ganz Israel freute sich und segnete sie. Ihr Andenken ist für immer gesegnet.
Als das Volk beim Anblick des Feindes und seiner Zahl zitterte; als sie sagten: „Wie können wir, ein so kleines Grüppchen, hoffen, ein so großes götzendienerisches Heer zu überwinden?“ Da antwortete Judas: „Gott kann durch viele oder durch wenige retten; es macht keinen Unterschied. Wir kämpfen für unser Leben und unsere Gesetze. Alle werden sehen, dass es den Einen gibt, der Israel rettet.“ Judas führte sie dann in die Schlacht und vernichtete den Feind; viele fielen, und der Rest floh.
Dann führten die Frauen das Volk zum Lobpreis an: Sie sangen dem einen Gott, der gut ist, dessen Barmherzigkeit ewig währt.
Dann, am 25. Tag des Monats Kislev, genau an dem Tag, an dem Gottes Altar geschändet worden war, wurde der Tempel wieder neu geweiht. Man sang und tanzte, als das Volk den Ewigen lobte, für dessen Sache sie einen großen Sieg errungen hatten.
Sie feierten die Einweihung des Tempels acht Tage lang; die Leute waren voller Freude.
Dann sagten sie: „Lasst dieses Fest jedes Jahr zu dieser Jahreszeit stattfinden; lasst jedes Jahr die Einweihung des Heiligtums, des Ortes der göttlichen Gegenwart, acht Tage lang mit Freude gefeiert werden.“
Und so halten wir bis heute die Treue zu unserer Religion wie die Makkabäer und wie alle, die der Tora unseres Volkes treu waren. Wir feieren den Sieg des Lichts über die Dunkelheit, der Minderheit über die Mehrheit, der Schwachen über die Mächtigen. Denn nicht durch Macht noch durch Gewalt, sondern durch den göttlichen Geist lebt unser Volk. So hoffen auch wir, nach diesem Geist zu leben und das Licht von Chanukka in unseren Häusern und Herzen immer wieder zu entzünden.
(Rabbiner Chaim Stern, nach dem ersten Buch der Makkabäer. Übersetzung Annette M. Boeckler)